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Sport im Alter: Bei der TaFMAC-Studie geben die Senioren-Athletinnen und -Athleten alles für die Wissenschaft

Bestimmung des Alters der Gefäße durch eine Messung der Pulswellengeschwindigkeit
Bei der Gefäßuntersuchung wird das Gefäßalter mithilfe der Pulswellengeschwindigkeitsmessung bestimmt: Je steifer ein Gefäß, umso schneller ist die Pulswelle, deren Verlauf zwischen Hals und Oberschenkel gemessen wird.

Im Gegensatz zu vielen Menschen, die im Alter ihre körperliche Aktivität reduzieren, bleiben ältere Wettkampf-Sportlerinnen und -Sportler oft bis in ihr neuntes Lebensjahrzehnt hinein im Leistungssport aktiv. Das Projekt „Track and Field Masters Athletics Cohort“ (TaFMAC) des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin sammelt gemeinsam mit internationalen Partnern die Daten dieser Athletinnen und Athleten, um die Vor- und Nachteile des Leistungssports im fortgeschrittenen Alter besser zu verstehen. Dafür werden regelmäßig Untersuchungen bei internationalen Leichtathletik-Meisterschaften durchgeführt.

Seit über einer Woche läuft die TaFMAC-Studie bei der Weltmeisterschaft der Senioren-Leichtathleten (World Masters Athletics Championships) in Göteborg. Wir geben hier einen Einblick in die Abläufe der Studie und gewähren einen Blick hinter die Kulissen, beziehungsweise in die Untersuchungsmethoden an den einzelnen Stationen, an denen unsere Master-Athletinnen und Athleten getestet werden.

Herz ist Trumpf

Ultraschalluntersuchung an der Station „Heart and Vessel“
Bei dieser Ultraschalluntersuchung wird die Gesundheit des Herzens überprüft. Das Besondere daran: Die Sportlerinnen und Sportler werden unter Belastung sozusagen „live“ untersucht, indem das Gerät gekippt wird und sie in dieser Position liegend strampeln.

Eines der umfangreicheren Experimente ist die Station „Heart and Vessel“, bei der die Gesundheit des Herzens und der Gefäße der Probandinnen und Probanden untersucht wird. Das Besondere hier: Neben dem normalen Herzultraschall in Ruhe wird ein Ultraschall während einer körperlichen Belastung durchgeführt, also „live“, während die Testpersonen auf der linken Seite liegend Fahrrad fahren. Diese Stress-Echokardiographie zeigt den Unterschied zwischen gesunden Nicht-Sportler-Herzen und trainierten Sportler-Herzen: Bei den meisten unserer bisher untersuchten Probandinnen und Probanden ist der Herzmuskel kräftig verdickt. Das ist üblicherweise der Fall, wenn ältere Sportlerinnen und Sportler regelmäßig trainieren. Und das Training zahlt sich aus: Die meisten unserer Testpersonen sind überdurchschnittlich fit und schaffen auch die Herausforderung, auf der Seite liegend zu strampeln, sehr gut.

Auch bei der Gefäßuntersuchung stellt sich heraus, dass die untersuchten Personen überdurchschnittlich gute Werte aufweisen. Bei diesem Experiment wird das Gefäßalter mithilfe der Pulswellengeschwindigkeitsmessung bestimmt: Je steifer ein Gefäß, desto schneller ist die Pulswelle, deren Verlauf zwischen Hals und Oberschenkel gemessen wird.

Körperliche und geistige Fitness werden getestet

Station zur Messung der Körperzusammensetzung
Mit dem Instrument „InBody“ bestimmen wir das Gewicht, die Muskelmasse, die Körperfettmasse sowie die Flüssigkeit innerhalb und außerhalb der Zellen. Außerdem wird hier der Muskelabbau und die Körperzusammensetzung der Alters-Athletinnen und -Athleten bestimmt.

An einer weiteren Station bestimmt das Gerät „InBody“ das Gewicht, die Muskelmasse, die Körperfettmasse sowie die Flüssigkeit innerhalb und außerhalb der Zellen. Außerdem wird die Dicke der Haut an der Wade mit Ultraschall gemessen. Hier können wir feststellen, wie es um den Muskelabbau bei den Alters-Athletinnen und Athleten bestellt ist, und wie ihre Körperzusammensetzung aufgebaut ist.

Bei einer weiteren Station geht es um die Gesundheit der geistigen Fitness. Getestet werden kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit, visuelle Aufmerksamkeit und Reaktionszeit. Die Tests werden in der jeweiligen Landessprache der Sportlerinnen und Sportler durchgeführt, die Dauer der Tests wird ihrem jeweiligen Alter angepasst. Und auch hier können wir schon jetzt feststellen, dass die Athletinnen und Athleten sehr gut in ihrer jeweiligen Altersklasse abschneiden.

Bei der nächsten Station geht es wieder um die Muskeln: Mit dem isokinetischen Diagnose- und Trainingsgerät ISOMED bewerten wir die Kraft der Wadenmuskulatur anhand von Muskelkontraktionen. Mit diesen Daten können wir nach der Auswertung die elastische Steifigkeit der Wadenmuskulatur bewerten und damit neue wissenschaftliche Daten erheben, die wir wiederum mit den Tests vergleichen können, die wir am DLR-Standort in Köln durchgeführt haben.

Untersuchungen mit dem isokinetischen Diagnose- und Trainingsgerät ISOMED
Mit diesem Experiment wird die Kraft der Wadenmuskulatur anhand von Kontraktionen bewertet.

Neben DLR-Mitarbeitenden besteht das Team der TaFMAC-Studie in Göteborg zur Hälfte aus internationalen Kooperationspartnern: Es sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Austin/Texas, USA, der Universität Sasketchewan, Kanada, der Universität Jyväskylä in Finnland sowie der Universität Göteborg vertreten. Insgesamt vier Promotionsarbeiten der teilnehmenden Forschenden werden unter anderem vom DLR betreut.

Wir freuen uns sehr über das große Interesse und den Einsatz der vielen Athletinnen und Athleten: Der Ansturm ist enorm, fast alle Stationen sind schon bis zum Ende der Weltmeisterschaft ausgebucht, und nach der ersten Woche haben wir bereits 201 Teilnehmende in die Studie aufgenommen. Besonders interessant für die Sportlerinnen und Sportler sind die Daten zu Herz- und Muskelgesundheit und der allgemeinen Fitness. Natürlich vergleichen sich die Athletinnen und Athleten auch untereinander und möchten sich weiter verbessern. Auch im hohen Alter haben sie den sportlichen Ehrgeiz bewahrt und möchten zu den Besten gehören.