Zweiter Sojus-Start aus Kourou in diesem Jahr
+++ Update: Der gestrige Start der Sojus war erfolgreich, der Satellit SES-15 befindet sich im Orbit. Für dieses Jahr sind keine weiteren Sojus-Starts mehr aus Kourou geplant. Wer den Start verpasst hat, kann ihn sich hier noch einmal ansehen. +++
Nach Beendigung des Streiks in Französisch-Guayana ist wieder Normalität in den Betrieb des europäischen Weltraumbahnhofs eingekehrt. Heute Nachmittag um voraussichtlich 13:54 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll eine Sojus-Trägerrakete mit einem Telekommunikationssatelliten ins Weltall starten. Der Start kann per Livestream verfolgt werden. Die Übertragung aus Kourou beginnt etwa 20 Minuten vorher.
Satellit mit Ionenantrieb
Sojus wird den Satelliten SES-15 für den europäischen Satellitenbetreiber SES starten, der im Betrieb Satellit Nord- und Mittelamerika abdecken wird. Gebaut wurde der Satellit vom Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing in Kalifornien, USA. Er hat eine Startmasse von etwa 2,3 Tonnen und besitzt einen vollelektrischen Antrieb. Im Gegensatz zu einem chemischen Antrieb muss der Satellit als Treibstoff keinen schweren flüssigen Treibstoff mitführen, sondern lediglich eine vergleichsweise geringe Menge des Gases Xenon. Für den Vortrieb des Satelliten wird das Gas ionisiert und mithilfe eines elektrischen Feldes stark beschleunigt. Die ionisierten Gasteilchen besitzen zwar eine sehr geringe Masse, jedoch bewegen sie sich mit sehr hoher Geschwindigkeit, wodurch sie sehr viel Energie besitzen. Wie bei einem klassischen Raketentriebwerk mit chemischem Antrieb, wird so ein Schub über das Rückstoßprinzip erzeugt. Der Schub - beziehungsweise genauer - die ausgestoßene Masse ist zwar sehr viel geringer als bei einem chemischen Triebwerk, jedoch im Vakuum des Weltalls ausreichend, um den Satelliten zu bewegen.
Die großen Vorteile gegenüber einem klassischen chemischen Antrieb sind das geringe Gewicht des Antriebs sowie die geringe Treibstoffmasse, die für den fünfzehnjährigen Betrieb benötigt werden. Dadurch können auf dem Satelliten zum Beispiel mehr Transponder untergebracht werden, was bedeutet, dass er mehr Daten übertragen kann. Durch den Verkauf von Bandbreite verdient der Satellitenbetreiber wiederum seine Brötchen. Ein Nachteil ist, dass der Satellit aufgrund des geringeren Schubes des elektrischen Antriebs länger braucht, um in seinen finalen Orbit zu gelangen - mehrere Wochen anstatt weniger Tage.
Sojus - extrem zuverlässig und vielseitig
Wie schon der letzte Sojus-Start aus Kourou im Januar, wird Sojus wieder einen geostationären Transferorbit (GTO) ansteuern. Von diesem aus wird der Satellit mit seinem eigenen Antrieb eine geostationäre Umlaufbahn (GEO) anfliegen. Ursprünglich waren der Satellit, der im Januar gestartet wurde, und der jetzige für einen Flug mit der Ariane 5 vorgesehen, die darauf spezialisiert ist, jeweils einen kleinen und einen großen GEO-Satelliten im Doppelpack in einen GTO zu bringen. Da der europäische Trägerraketenbetreiber Arianespace allerdings mehr kleine als große GEO-Satelliten (wie SES-15) unter Vertrag genommen hat, wird in diesem Jahr die Vielseitigkeit der Sojus-Raketen ausgenutzt. Sojus fliegt nun zum zweiten Mal überhaupt aus Kourou einen GTO an. Die aus russischer Entwicklung stammende Sojus zählt zu den zuverlässigsten und vielseitigsten Trägerraketen weltweit. Auf ihr flog schon Juri Gagarin als erster Mensch ins All und im nächsten Jahr Alexander Gerst zum zweiten Mal zur internationalen Raumstation ISS.
Der nächste Start aus Französisch-Guayana wird voraussichtlich schon in zwei Wochen am 1. Juni stattfinden. Dann heißt es wieder GO für Ariane 5.
Weiterführende Informationen zum Sojus-Start:
- Zum Livestream
- Launchkit in englischer Sprache (PDF)
- Sojus-Seite des DLR
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