Weichen stellen … mehr DLR wagen!

Nachdem der Paradigmenwechsel vom Kalten Krieg zu Kooperation unter Beibehaltung des marktwirtschaftlich sinnvollen Wettbewerbs mittlerweile seit Jahrzehnten realisiert ist, zeigt sich, dass die moderne Gesellschaft auch Veränderungen bezüglich der Einflussnahme auf Entscheidungen einfordert. Die unmittelbare Forderung nach "direkter Demokratie“ ist jedoch nicht die überzeugendste Lösung, vermindert sie doch die Zurechenbarkeit von Verantwortung und den verantwortungsvollen Umgang mit Blick auf gesellschaftlich umfassendere Aspekte. Stattdessen gilt es, Partizipation im Gegenstromprinzip zum gängigen Top-Down-Verfahren zu etablieren.

Gerade das Gegenstromprinzip ermöglicht nicht nur die organisierte Erfassung von Ideen innerhalb einer Organisation, sondern hat zugleich in gesellschaftlicher Hinsicht einen Paradigmenwechsel im Fokus: Die moderne Gesellschaft soll nicht durch Entscheidungen "zwangsbeglückt" werden, die bestenfalls zur passiven Akzeptanz führen, sondern durch Teilhabe am Entscheidungsprozess zur Entwicklung gemeinsam tragfähiger Lösungen motiviert werden. Gerade die vor uns stehenden Herausforderungen in gesellschaftlicher Hinsicht, wie beispielsweise die  Energiewende, die weit über die Frage von einzelnen Entscheidungen hinausgehen, erfordern eine klar strukturierte Zielkaskade Top-Down und gleichzeitig eine in der Praxis umgesetzte Partizipation im Sinne eines Gegenstromprinzips.

Dieser generelle Ansatz gilt auch für Organisationen wie das DLR und bedeutet, dass wir unser Augenmerk verstärkt auch auf die Erwartungen und Ideen von Politik, Steuerzahler und Nutzer, aber eben auch der verschiedenen Hierarchieebenen legen müssen.

Für die Weiterentwicklung des DLR zur Optimierung der Leistungsfähigkeit - insbesondere mit Blick auf die Stärkung der deutschen Position in seinen Kernaufgaben - und zur "Output-Orientierung" habe ich Kernaussagen formuliert, die sich an übergeordneten Aspekten wie zielorientiertes Handeln, optimaler Mitteleinsatz, rasche Handlungsfähigkeit und fachliche Zuverlässigkeit orientieren und die Aufgaben

  • Raumfahrt im Dienst der Gesellschaft
  • Ökoeffiziente Mobilität
  • Absicherung der Energiewende
  • Gewährleistung von umfassender Sicherheit

berücksichtigen:

  • Zielkaskade von Politik bis zu den Forschern und Nutzern und im Gegenstromprinzip die organisierte Erfassung von Erwartungen und Ideen realisieren!
  • EIN DLR umsetzen, um Effizienz und Effektivität beim Mitteleinsatz abzusichern!
  • Chancen der Positionierung des DLR in Deutschland und Europa erkennen und nutzen!
  • Interne und externe Governance des DLR an die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen anpassen!

Jeder dieser Punkte ist mit konkreten Beschreibungen der Situation, der angestrebten Gestaltung und der dazu erforderlichen Maßnahmen hinterlegt. Fast alle Maßnahmen sind schlicht durch reine Klarstellungen seitens der politisch Verantwortlichen möglich, nur in Einzelfällen ist eine Anpassung von festgelegten Regeln erforderlich.

Meine Positionierung, die zu Beginn meiner Zeit als Vorstandsvorsitzender des DLR eher auf der Grundlage vager Vorstellungen und meiner Erfahrungen an der Technischen Universität  Darmstadt basierte, ist durch die Beobachtungen der letzten Jahre abgesichert und zugespitzt. Frei nach Lichtenberg: "Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll."

Das DLR ist sehr erfolgreich, gerade auch die Bewertung als bester Arbeitgeber in der Focus-Erhebung kann uns erfreuen. Die zweifellos vorhandenen Erfolge dürfen aber nicht dazu führen, dass wir die Defizite oder besser die Optimierungspotenziale aus Trägheit nicht angehen.

Es heißt deshalb ganz einfach nach Innen und Außen: Weichen stellen … mehr DLR wagen!