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Поехaли, Алекс!

Schon von der Straße aus, die an unserem Standort vorbei führt, sieht man seit kurzem den Slogan dieser Nacht: Auf großen Bannern ist dort, neben einem Bild der ISS und dem Blue-Dot-Logo zu lesen "Go, Alex, go!"

Dieses Motto spiegelt gut die Stimmung wieder, die seit einigen Tagen bei uns am Columbus-Kontrollzentrum herrscht - und die am Abend des 28. Mai kumuliert ist: Seit langem ist mal wieder ein Deutscher zur ISS unterwegs, ein "neues Gesicht" noch dazu: Alexander Gerst wird als zweiter unserer "Neuen" auf die Raumstation fliegen, jener Neuen, auf die bei uns zu Beginn jeder etwas neidisch geschaut hat - kaum jemand in unserem Team, der sich nicht auf die sechs freien Stellen für ESA-Astronauten beworben hätte...

Alex hat es geschafft - und inzwischen ist auch der Neid verflogen und wir freuen uns auf eine erfolgreiche Mission. Поехaли ("Pojechali", "los geht’s") ist der berühmte Ausspruch von Juri Gagarin, als er sich anschickte, als erster Mensch den Weltraum zu erobern - von Baikonur aus, von wo aus jetzt auch Alex und seine Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman mit dem Sojus-Raumschiff 39S Richtung ISS gestartet sind.

Pünktlich um 21:57 Uhr machte sich das Raumschiff auf seinen Weg zur ISS, wo es um 03:48 Uhr erwartet wird. In den etwa sechs Stunden, die bis zum Andocken vergehen, muss die Sojus-Kapsel ihre Flugbahn immer wieder durch kurze Triebwerkszündungen so ändern, dass sie sich nach den komplizierten Regeln der Himmelsmechanik ihrem Ziel annähert.

Wir ISS-Kontrollzentren (Houston, Huntsville, Oberpfaffenhofen, Tsukuba) konnten bei dem Start im Wesentlichen nur zuschauen, denn der Flug wird von den russischen Kollegen überwacht. Lediglich die Erklärung unserer Bereitschaft für den Start der Sojus-Mission war notwendig. Für uns als Columbus-Kontrollzentrum gab Flugdirektor Torsten Gehrke das "Go": Unser Modul ist konfiguriert für die Ankunft des Sojus-Raumschiffs!

Für das Docking müssen wir dann noch einmal extra Strom sparen, denn hierfür werden die Solarpanele der ISS in eine spezielle Konfiguration gebracht, durch die sie nicht mehr die volle Leistung erzeugen können. Und die aktive Lageregelung der ISS wird auch zunächst von den Amerikanern an die Russen übergeben, dann wird die Station in die Docking-Ausrichtung gebracht  und schließlich für das Andocken selber komplett für einen Moment deaktiviert: Die ISS-Computer sollen nicht "gegen" die Sojus-Computer arbeiten, wenn die beiden Raumschiffe physikalisch zusammentreffen und entsprechende Kräfte wirken.

Dann werden sich irgendwann die Luken zwischen den Raumschiffen öffnen und die beiden Besatzungen sich in die Arme fallen.
Dann geht für uns die Arbeit richtig los: Alex ist dann "Flight Engineer 6" und offiziell ISS-Crewmitglied und kann mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen: "Go, Alex, Go!"