Eine Woche? DIE WOCHE!
Die vergangene Woche war schlicht der Hammer. In meiner Position als Vorstandsvorsitzender gibt es häufig intensive Erfahrungen, insbesondere begeistern mich immer wieder die Leistungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit vollem Engagement für ihre Sache und damit für das DLR einsetzen. Und ich bin es durchaus gewöhnt, dass viele Termine zu beachten sind. Diese Woche aber war sehr speziell: Alexander Gerst zurück von der ISS, Rosetta und Philae und Diskussionen in Vorbereitung der ESA-Ministerratskonferenz. Jedes Thema allein bietet genug Stoff für einen Blog.
Am Montag ging es los: In den frühen Morgenstunden konnte ich per Livestream die erfolgreiche Landung der Sojus-Kapsel in der kasachischen Steppe verfolgen. Nach der Landung der erste Schreck: Der Fallschirm fällt nicht wie geplant zusammen, die Kapsel kippt um und wird noch eine ganze Strecke über den Boden gezogen. Wenig später hört man das bekannte Lachen von Alex. Mit einem ADAC-Luftrettungsflugzeug, notwendig wegen der vorhandenen medizinischen Ausstattung, ging es nach Prestwick, gemeinsam mit Thomas Reiter und Frank de Winne. In Prestwick traf dann die NASA-Maschine mit Reid Wiseman und Alexander Gerst ein. Mit der überschwänglichen Begrüßung verschwand dann auch endlich die Sorge um Alex, die mich die letzten sechs Monate begleitet hatte. Er war in Topform und erzählte auf dem Flug viel über seine Erfahrungen an Bord der ISS. Auch die nachfolgenden Auftritte vor den Medien und im kleineren Kreise zeigten seine Fähigkeit, als Botschafter der Raumfahrt, insbesondere der astronautischen, zu wirken.
Wieder zurück in Deutschland! @Astro_Alex auf dem Weg in das #envihab des DLR in #Köln. (FW) #BlueDot pic.twitter.com/QGwR15EF9m
— DLR_de (@DLR_de) November 10, 2014
Die Freude war noch groß, als sie durch die Spannung des Landemanövers von Philae auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko abgelöst wurde. Zwar kam das erste Signal von der Landung auf die Minute genau, die Freude wurde aber rasch gedämpft, rascher als das Aufsetzen, als klar wurde, dass die Harpunen nicht ausgelöst hatten. Philae bewegte sich daraufhin wieder für zwei Stunden und einen Kilometer zurück ins All, um erneut aufzusetzen. Noch immer war der Impuls aber so stark, dass nicht die gesamte Energie dissipiert werden konnte. Also ein weiterer Hüpfer, diesmal für sieben Minuten. Erst dann blieb Philae auf der Oberfläche des Kometen. Spannung pur!
Touchdown! My new address: 67P! #CometLanding
— Philae Lander (@Philae2014) November 12, 2014
Es folgten Gratulationen aus aller Welt, zum Beispiel auch von Charlie Bolden:
Dear Jan,
Congratulations! I watched last night’s dramatic landing of Philae with great excitement and pride for our German partners. I know that DLR is leading the landing effort, as well as providing ROLIS, which took such amazing descent images of comet Churyumov-Gerasimenko as Philae approached the surface. I also look forward to results from the acoustic sounding and seismic instruments (SESAME-CASSE), but recognize that Germany’s leadership in the landing mission has already firmly placed Europe and Germany again in the history books for achieving the audacious and unbelievable. Hopefully it will help provide additional momentum on the heels of Alexander’s successful ISS mission as you head toward the ESA Ministerial and we head toward our first flight of Orion. In the meantime, though, bravo to you and the German teams now on comet 67-P.
With Great Admiration!
Charlie B.
Charles F. Bolden Jr.
Administrator
Office of the Administrator
NASA Headquarters
Dieses Lob und meine eigene Hochachtung gebe ich an das gesamte Team innerhalb und außerhalb des DLR weiter, das den Erfolg der erstmaligen Landung von Menschen gebauter Technik auf einem Kometen in unserem Sonnensystem (beim Universum bin ich mir nicht sicher…) durch unglaubliche Leistungen vollbracht hat. Dazu gehört auch die sehr überzeugende Darstellung nach außen, die von vielen hervorragend realisiert wurde.
Der dritte Punkt dieser Woche, den ich hier erwähnen möchte, betrifft die Verhandlungen bezüglich der Vorbereitung der ESA-Ministerkonferenz. Zunächst musste das Problem gelöst werden, dass die Sitzung parallel zum Senatsausschuss geplant war. Herr Hamacher übernahm den Bericht im Ausschuss, ich "durfte" die politische Bühne "bespielen". Die Sitzung, der schon viele vorausgegangen waren, endete für mich durchaus nicht erwartet, mit einer guten Lösung. Zwar gibt es den Wermutstropfen, dass die Ariane 5ME wohl nicht mehr realisiert wird. Das neue Konzept A62/A64 ist aber überlegen und kann als eine optimierte A5ME gelten. Nachdem auch wesentliche Schritte zur Umsetzung gemeinsam festgelegt wurden, so die Bestätigung des Konzeptes im Jahr 2016, sofern alle Kriterien erfüllt sind, konnte auch noch das Thema ISS angesprochen, deren Weiterführung und Finanzierung bestätigt werden. Allerdings sind noch zusätzliche Mittel erforderlich, um den deutschen Anteil industriepolitisch abzusichern. Und es gilt, diese gemeinsame Lösung, die auch auf der Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft entstand, gegen allfällige Angriffe zu verteidigen.
Tags: