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Spurensuche auf dem Mond

Seit Juni 2009 umkreist die unbemannte US-Sonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) den Mond. Eines ihrer Missionsziele war die Suche nach geeigneten Landestellen für zukünftige Mondmissionen. Dafür fotografierte LRO aus nur 50 Kilometern Entfernung die Mondoberfläche in vorher unerreichter Detailauflösung.

In einer interaktiven Karte der gesamten Mondoberfläche stellt das "LROC Science Operations Center" der Arizona State University die Aufnahmen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Ausgehend von einer Gesamtansicht des Mondes kann man an jedem Punkt so tief in die Mondlandschaft hineinzoomen, wie es die Auflösung der LRO-Bilder erlaubt. So werden spannende Entdeckertouren zwischen Mondbergen, Kratern und Rillen möglich.

Die sechs Landestellen der Apollo-Mondfähren üben nicht nur einen besonderen Reiz auf Raumfahrtenthusiasten aus. Auch Wissenschaftler wünschten sich Übersichtsaufnahmen aus dem Mondorbit für die genaue Lokalisierung von Bodenproben und Experimenten der Apollo-Missionen. Für möglichst detaillierte Aufnahmen führte die NASA daher im August 2011 die LRO-Bahn kurzzeitig bis auf 20 Kilometer an die Mondoberfläche heran. Die dabei gewonnenen Bilder zeigen tatsächlich die Spuren der Astronauten; nicht jeden einzelnen Fußabdruck, aber doch die Wege, die die Astronauten auf der Oberfläche zurückgelegt haben und die Spurrillen der Mond-Rover. Noch deutlicher erscheinen die Abstiegsstufen der Mondfähren, Rover und wissenschaftliche Geräte.

Bleibt nur die Frage, wie man diese Beweise menschlicher Aktivität zwischen den unzähligen Kleinkratern und anderen natürlichen Oberflächendetails findet. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten:

Der "Kenner" wird versuchen, sich ausgehend von bekannten Oberflächenmerkmalen auf eigene Faust an die Landestellen heranzupirschen. Bei Apollo 15 könnte das der Knick in der Hadley-Rille am Fuße des Apenninengebirges sein. Weit entfernt kann die Landestelle nicht sein, schließlich sind die Astronauten seinerzeit mit ihrem Rover bis an den Rand der Rille gefahren. Und tatsächlich findet man nach einiger Suche bei höchster Zoom-Stufe merkwürdige Spuren, die so gar nicht zur natürlichen Mondoberfläche passen. Hat man die Stelle erst einmal gefunden, gibt es keinen Zweifel mehr.

Damit die Suche nicht zu schwierig wird, habe ich zur groben Orientierung alle Apollo-Landepunkte in einem Mondpanorama eingezeichnet, das ich am 16. September 2011 mit meinem Teleskop aufgenommen habe. An diesen Tag lagen alle Landestellen im beleuchteten Teil des Mondes.

Mond am 16. September 2011 um 5.17 Uhr MESZ. Eingezeichnet sind alle Apollo-Landestellen. Download: hochaufgelöste Version mit Beschriftung. Bild: Rolf Hempel (CC-BY 3.0).

Ich hatte die Gegend um die Hadley-Rille in meinem Teleskop schon oft bei über 300-facher Vergrößerung intensiv betrachtet. Als ich dann auf der Suche nach der Landestelle tief in die LRO-Daten "eintauchte" und schließlich die Spuren der Astronauten fand, bekam ich ein Gefühl dafür, wie winzig klein das alles ist im Vergleich zum gewohnten Anblick im Fernrohr. Kein Wunder also, dass die Suche auch bei höchster Vergrößerung von der Erde aus erfolglos bleibt.

Für denjenigen, der nicht lange suchen möchte, gibt es eine Abkürzung: das "Quick map Site Listing" gibt für alle Apollo-Landungen einen mit [QMAP] bezeichneten Link, der ziemlich genau zur gewünschten Stelle in der LRO-Karte bei höchster Zoom-Stufe führt. Schiebt man das Bild mit der Maus etwas hin und her, ist die genaue Position schnell gefunden. Durch Heraus-Zoomen aus dieser Nahansicht findet man umgekehrt schnell heraus, wo die Stelle auf dem Mond liegt.

Aber viel größer ist das Erfolgserlebnis, wenn man einen Landeplatz nach langer Jagd selbst gefunden hat. Neben Apollo 15 gelingt das am einfachsten für Apollo 16, zwischen den kleinen, aber auffälligen Kratern "North Ray" und "South Ray" gelegen, und Apollo 17 im Taurus-Littrow-Tal. Die gut sichtbaren Fahrspuren der Mond-Rover, die nur bei diesen drei letzten Missionen (Typ J) mitgeführt wurden, und die markante Topologie der Landestellen erleichtern die Aufgabe. Nach diesen Vorübungen kann man sich dann an die schwierigeren frühen Missionen heranwagen. Ich wünsche viel Erfolg!