PRISMA wieder an schwedisches Kontrollzentrum übergeben
Die Übergabe eines oder mehrerer Satelliten von einem Kontrollzentrum zum anderen ist ein komplexer Vorgang, der einer guten und gründlichen Vorbereitung bedarf. Die Sicherheit der Mission muss sichergestellt werden und etwaige Risiken sind zu minimieren. Allgemein läuft eine Satellitenübergabe in drei Phasen ab:
1. Vorbereitungsphase
Die Vorbereitung dauert in der Regel mehrere Monate. Gemäß eines entsprechenden Übergabe-Plans müssen zunächst die erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das übernehmende Kontrollzentrum muss sich mit erfolgreichen Tests und Simulationen für den Betrieb qualifizieren, d.h. Technik und Personal müssen für den Betrieb bereit sein. Des weiteren muss geklärt werden, welche Information und Daten zwischen den Kontrollzentren ausgetauscht werden müssen, damit eine reibungslose Übergabe des Betriebs gewährleistet ist. Zu diesen Daten gehören z.B. die aktuellen Flugprozeduren und Datenbanken, Konfigurationen und Einstellungen im Satelliten und im Bodensystem usw. Sind alle diese Grundbedingungen erfüllt, geht es an die Abstimmung der Einzelheiten und des Zeitpunktes für die Übergabe. Hierzu wird eine entsprechende Übergabe-Prozedur erstellt, die dann bei der eigentlichen Übergabe abgearbeitet werden kann.
In Fall der Rückgabe der PRISMA-Satelliten war die Vorbereitung einfacher als noch vor ein paar Monaten bei der Übernahme durch das GSOC. Das schwedische Kontrollzentrum war ja bereits qualifiziert, und einige erfolgreiche Testpassagen in den letzten Tagen bestätigten das noch einmal. Aufgrund der Erfahrungen der ersten Übergabe im März dieses Jahres wussten wir bereits, worauf bei PRISMA besonders zu achten war und welche Daten für eine reibungslose Übergabe erforderlich waren. So konnte der ursprüngliche Übergabe-Plan und die Prozedur mit ein paar Anpassungen versehen wieder verwendet werden.
2. Durchführung der Übergabe
Die Übergabe selbst ist ein relativ kurzer Vorgang. Das übergebende Kontrollzentrum führt letzte Aktivitäten mit dem Satelliten durch und erstellt die abschließenden Datenpakete für das übernehmende Kontrollzentrum, das im Idealfall bereits die Telemetrie empfängt und den bisherigen Betreibern bildlich gesprochen schon über die Schulter schaut. In einer Telekonferenz werden letzte offene Punkte geklärt. Anschließend bestätigen beide Seiten die formale Übergabe der operationellen Verantwortung. Der Empfänger führt ab dann ab dem nächsten Bodenstationskontakt den Flugbetrieb durch.
Für die Rückgabe von PRISMA hatten wir uns mit Schweden so abgestimmt, die letzten Betriebsaktivitäten am Vormittag des 23.08.2011 durchzuführen. Solna nahm dann nach einer erfolgten Übergabe-Telefonkonferenz mit den ersten Nachmittagspassagen über Bodenstation in Kiruna den Betrieb auf. Wir empfingen parallel dazu zwar noch die Telemetrie, waren aber nicht mehr aktiv tätig.
3. Bereitschaftsphase und Nachbereitung
Im Anschluss an die Übergabe bleibt das übergebende Kontrollzentrum in der Regel noch für eine gewisse Zeit in Bereitschaft, um im Falle von Problemen den Betrieb kurzfristig wieder übernehmen zu können. Im Rahmen der Nachbereitung wird unter Einbeziehung der Übergabeprotokolle ein Übergabebericht erstellt, der den gesamten Vorgang der Satellitenübergabe abschließt.
In unserem Fall wurde keine spezielle Bereitschaftsphase mehr vorgesehen, da PRISMA ja quasi zum Heimatkontrollzentrum zurückkehrte.
Mit der heute erfolgten Rückgabe von PRISMA an Schweden ist die Mission für das GSOC aber noch nicht beendet. Ein wichtiges Experiment, das aufgrund Zeitmangels nicht mehr durchgeführt werden konnte, steht noch aus. Aktuell wird noch mit der schwedischen Seite verhandelt, ob PRISMA noch einmal für eine kurze Zeit ans GSOC kommt oder das Experiment mit deutscher Unterstützung von Schweden aus durchgeführt wird.
Abb: Teil der an PRISMA beteiligten Kollegen
Tags: