Ein Vulkan bricht aus und beeinflusst ganz Europa - Teil 2
Das DLR verfügt über Forschungskompetenz, zum Beispiel im Institut für Physik der Atmosphäre, und über die notwendige Ausstattung - mit dem Forschungsflugzeug Falcon 20E, das eine zusätzliche Beurteilung der Situation in der Atmosphäre ermöglicht.
Nachdem am Freitag die weitergehende Auswirkung auf den Luftverkehr erkennbar wurde, haben die DLR-Wissenschaftler vor Ort in Oberpfaffenhofen sofort mit der Untersuchung der Situation begonnen und einen Flug der Falcon 20E vorbereitet. Das DLR hat zwar eine komplette, eigene Forschungsflugzeugflotte, so genannte "special aircraft". Doch wie der Name schon sagt sind dies Flugzeuge, die jeweils für ganz bestimmte Aufgaben vorbereitet werden. Für die Untersuchung der Atmosphäre mit Bezug auf Vulkanasche sind andere Messinstrumente, z.B. LIDAR (Light Detection And Ranging) an Bord zu installieren, als für Flüge zur Eiserkundung über Spitzbergen. Trotz des Wochenendes haben die Mitarbeiter des DLRs die Arbeiten unverzüglich begonnen und konsequent vorangebracht.
Neben den wissenschaftlichen, technischen und flugplanerischen Arbeiten wie Geräteprüfung und Installation sowie Tests und Missionsplanung sind gleichzeitig auch Genehmigungsfragen zu klären, um vom Luftfahrt-Bundesamt die Zulassung für den Messflug zu bekommen. Dies alles nimmt unter normalen Umständen weitaus mehr Zeit in Anspruch. Das alles scheint nun geklärt, so dass der Messflug hoffentlich am morgigen Montag, 19.04.2010, durchgeführt werden kann. Das DLR hat diesen Einsatz auch mit Staatssekretär Scheuerle vom Bundesverkehrsministerium abgestimmt, der am Sonntag telefonisch die dringende Bitte eines frühest möglichen Einsatzes übermittelte. Ein derartiger Messflug ist alles andere als Routinearbeit, und so bleibt im Moment nur zu hoffen, dass es gelingt, verlässliche Daten für eine noch umfangreichere Situationsbeurteilung zu erfassen.
Dieser aktuelle Vorgang belegt wiederholt aber auch die Richtigkeit der Argumente, die das DLR für verschiedene Themen immer wieder vorgebracht hat. Wenn die Öffentlichkeit in einer schwierigen Situation wie einer Krise oder einer Katastrophe rasch zuverlässige Informationen erwartet, so ist der dafür erforderliche Betrieb und die damit verbundene Notfallvorsorge parallel zur Forschungstätigkeit zu planen und zu finanzieren. Nicht nur die Kompetenz der forschenden Wissenschaftler, sondern aller an einer solchen Mission Beteiligten - vom Mechaniker über den Piloten bis zum Institutsdirektor - ist der Garant, dass auch die entsprechende Datenerfassung und -auswertung auf dem neuesten Stand möglich ist und auch erfolgen kann. Im Raumfahrtbereich haben wir dafür das ZKI, das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation, etabliert. Für weitergehende Aktivitäten ist, wie das Beispiel des Vulkanausbruchs und seiner Folgen zeigt, ebenfalls ein hoher Bedarf gegeben. Statt in der aktuellen Situation nach Schuldigen an jeder Stelle zu suchen, gilt es - neben der Lösung des gegenwärtigen Problems - eine infrastrukturelle Konstruktion zu schaffen, die ein rasches Handeln und Einbringen der besonderen Kompetenzen des DLR und anderer, nicht nur wissenschaftlicher Einrichtungen ermöglicht. Dazu werde ich in den nächsten Tagen die zuständigen Stellen kontaktieren.
Gleichzeitig ist es mir ein großes Anliegen, den DLR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern sehr herzlich zu danken, die mit enormen persönlichen Einsatz seit Freitag damit beschäftigt sind, die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz der Falcon 20E zu schaffen. Ihnen gebührt Dank und keine - offensichtlich leider medienwirksame - aber deshalb trotzdem nicht berechtigte Kritik!
Bild oben: Eruption des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island am 17. April 2010. Quelle: NASA GSC/Flickr.
Bild unten: DLR-Forschungsflugzeug Falcon 20E D-CMET. Quelle: DLR.
Links: Presse-Information vom 19.04.2010 DLR-Forschungsflugzeug "Falcon 20E" zum Messflug gestartet
Tags: