Ein paar Worte zu Social Media und zur Online-Kommunikation des DLR

Zunächst einmal muss man festhalten, dass das Webportal des DLR im Rahmen unserer gesamten Kommunikationsstrategie immer noch das Schlüsselmedium ist. Hier konvergiert alles: Von aktuellen Nachrichten über Reportagen, Presseinformationen, Interviews, Videos bzw. Webcasts, elektronischen Ausgaben des DLR-Magazins bis hin zu Liveübertragungen, Bildergalerien, Animationen und derlei mehr.

Gleichermaßen wird seit geraumer Zeit, d.h. seit etwa zweieinhalb Jahren, Social Media immer wichtiger - auch für eine große Forschungsorganisation und Raumfahrtagentur wie das DLR, die neben exzellenter Forschung auch für Technik, Innovation und Fortschritt steht. Früh haben wir daher angefangen, die wichtigsten Social-Media-Kanäle für uns zu nutzen - und dabei den reinen zielgruppenspezifischen Ansatz erweitert und uns selber bewegt.

Selbstverständlich ist uns insbesondere die Zielgruppe der 14- bis 29-jährigen, die soziale Medien intensiv nutzt, sehr wichtig - denn auch in Zukunft wäre es schön, wenn Luft- und Raumfahrtbegeisterte junge Menschen sich für einen Job im DLR entscheiden würden. Allerdings spielen auch weitere wichtige Faktoren eine Rolle. Wir können als die komplexe und vielfältig tätige Organisation, die wir nunmal sind, nicht immer darauf hoffen, dass www.DLR.de und die dort veröffentlichten Themen und Formate von allen Lesern und Nutzern gefunden oder wahrgenommen werden - zumal uns als öffentliche Einrichtung Werbung oder Imagekampagnen nicht gestattet sind. Kollege Henning Krause hat es einmal so formuliert: "Dahin gehen, wo die Menschen sind!" und lag damit meines Erachtens vollkommen richtig: Jeweils eine halbe Milliarde Nutzer auf Facebook und YouTube und zirka 200 Millionen Nutzer des Kurznachrichten-Dienstes Twitter (Quelle: Google, "1000 most-visited sites on the web") sprechen eine deutliche Sprache. Wir haben also nicht darauf gewartet, dass die Zielgruppe zu uns kommt. sondern sind sozusagen zur Zielgruppe gegangen und haben vor etwa zwei Jahren Kanäle auf Twitter, YouTube, Facebook und Livestream eröffnet, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

Mit ein wenig - dem hohen Entwicklungsaufwand geschuldeter - Verspätung ging dann im Januar dieses Jahres auch unsere eigene Plattform "DLR Blogs" live. Mit bisher knapp 30.000 individuellen Besuchern bin ich als, nun ja, "Urheber" dieser Plattform erst einmal recht zufrieden. Mit bisher vier Blogs befindet sie sich noch im Aufbau und wird hoffentlich, sofern wir im DLR oder unter den Partnern weitere potenzielle Blogger finden, wachsen und gedeihen. Am Beispiel DLR Blogs läßt sich übrigens ein weiterer, für uns hinsichtlich der Nutzung sozialer Medien sehr wichtiger Faktor erläutern: Der Rückkanal. Über diverse Funktionalitäten bieten praktisch alle Social-Media-Plattformen, egal ob eigene (wie die DLR-Blogs) oder externe (wie bspw. YouTube) Möglichkeiten der direkten Kontaktaufnahme: Der Nutzer kann uns oder einen bestimmten Autor per Kommentar, Trackback, Twitter-"@"- oder Direct-Message uvm. kontaktieren und bekommt in der Regel sehr kurzfristig eine Antwort. E-Mail- oder webbasiertes Kontaktformular werden - zumindest meiner Meinung nach - von den Nutzern als weniger transparent und weniger flexibel wahrgenommen und daher zunehmend seltener genutzt. Unser diesbezügliches Statement lautet: Wir wollen ansprechbar sein, erreichbar sein, schnell reagieren und des weiteren offen, transparent und in bestimmten Fällen auch in Echtzeit kommunizieren. Hierzu wird Henning Krause in Kürze noch einen Blogartikel verfassen bzw. hat dies am Beispiel "Tag der Luft- und Raumfahrt 2009" bereits getan.

Bei aller Beliebtheit der von uns genutzten Social-Media-Plattformen erreicht uns selbstverständlich auch Kritik: Blogs, Twitter, Facebook und Co. werden von so manchem - innerhalb und außerhalb des DLR - für unseriös gehalten und darüber hinaus als ungeeignet für die Kommunikation komplexer Forschungsergebnisse empfunden. Besonders Twitter wird aufgrund der Kommunikation teils belangloser oder gar sinnfreier Inhalte des öfteren harsch kritisiert und kontrovers diskutiert - dasselbe trifft aber auch auf die anderen populären Social-Media-Plattformen zu. Aus meiner Sicht muss man allerdings feststellen, dass die Sozialen Medien mit Ihrer enormen Nutzerzahl letztlich auch nur ein Spiegel der gesamten Internet-Nutzerschaft und somit ein Spiegel der Gesellschaft selbst sind: Hier trifft Hochinteressantes auf Belangloses, Hochkomplexes auf Einfaches, Intelligentes auf Primitives. Das Gesamtphänomen Internet bzw. World Wide Web war im Rahmen seines Durchbruchs vor geraumer Zeit mit einer ähnlichen Kritik konfrontiert - und hat sich letztlich als Massenmedium mit einer Reichweite vergleichbar der des TV durchgesetzt, wie die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 bestätigt: "76 Prozent der deutschen Onliner sind täglich im Netz. Damit ist die Reichweite des Internets inzwischen fast vergleichbar mit der des Fernsehens: Das Internet zählt für die meisten Onliner zum Alltag und wird gewohnheitsmäßig (fast) täglich eingeschaltet", heißt es dort. Dem kann man, glaube ich, wenig hinzufügen.

Update 08.09.2010

Ich vergaß zu erwähnen, dass wir auch im Business-Netzwerk LinkedIn aktiv sind.

Bild oben: Historisches WWW-Logo, entworfen von Robert Cailliau. Quelle: Wikipedia, public domain.