Japaner und Deutsche werden häufig mit sehr ähnlichen Attributen beschrieben: zielstrebig, diszipliniert, gründlich, zuverlässig, pflichtbewusst und technologieverliebt. Diese Eigenschaften sind auch eine Voraussetzung dafür, erfolgreich Raumfahrt zu betreiben. Ungeachtet der Tatsache, dass zwischen beiden Länder rund 9.000 Kilometer Distanz liegen, haben Deutschland und Japan in der Raumfahrt zudem ähnliche Ziele - auch für die jeweilige Raumfahrtindustrie. Für Deutschland und Japan ergeben sich deshalb in einer engeren Kooperation vielfältige Möglichkeiten für Synergien. Um diese Perspektiven zu diskutieren und neue Kooperationsmöglichkeiten auszuloten, besuchte eine japanische Delegation am 22. September 2014 das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Der japanische Raumfahrtmarkt ist für die deutsche Industrie interessant und auch die Japaner sind sehr an der deutschen Technologie interessiert. Bislang war der Markt allerdings relativ abgeschottet. Aufträge wurden in der Regel an die einheimische Industrie vergeben. "Das scheint sich nun grundlegend zu ändern. Dieser sehr vielfältige und potente Markt öffnet sich nun auch für nicht-japanische Unternehmen.
So entstehen für uns neue Chancen auch mit größeren japanischen Raumfahrtunternehmen zusammenarbeiten", sagte Michael Scheiding, Geschäftsführender Gesellschafter der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH. Das Berliner Unternehmen entwickelt und fertigt feinwerktechnischer Bauelemente, Baugruppen und Geräte und testet diese bis zur Marktreife.
So hat das Unternehmen weitreichende Erfahrung im Bereich von Lageregelungssystemen, die Satelliten stabil auf ihrer Bahn halten. Diese Technik soll auch japanischen Satelliten zu Gute kommen. "Die Gespräche in Japan und jetzt hier in Bonn helfen uns, direkt mit dem Kunden in Kontakt zu kommen. Das ist sehr wertvoll für uns", so Scheiding.
Doch auch andere Sparten sollen von dem Treffen profitieren. "Wir haben bereits insgesamt drei Starts für japanische Satellitenbetreiber durchgeführt und verfügen dort über sehr gute Kontakte. Eurockot beabsichtigt, auf dem japanischen Markt präsent zu bleiben und sich als Anbieter für Satellitenstartdienste auch zukünftig zu bewerben", sagt der Verkaufsleiter für den Raketenstartdienstleister Eurockot, Peter Freeborn. Auch in Japan erfolgen Raketenstarts in erster Linie mit einheimischen Raketen.
Für kleine Nutzlasten im Bereich bis 1.200 Kilogramm in den nahen Erdorbit (Low Earth Orbit/LEO) hat die JAXA im September 2013 die neue Epsilon-Rakete gestartet. "Wir sehen uns als Alternative zu diesem Kleinlastträger auf dem japanischen Markt. Dementsprechend sind wir hierzu gerade in Verhandlungen mit japanischen Unternehmen. Die Gespräche in Bonn sind für uns ein Türöffner", so Freeborn.
Auch in Japan ist Satellitenkommunikation ein großes Thema. Die Übertragung der gigantisch steigenden Datenmengen zwischen Satelliten und Erde stellt die Ingenieure vor immer größere Herausforderungen. Durch den Einsatz höherer Funkfrequenzen und neuer Elektroniksysteme konnten sie die Datenübertragungsrate zwar bislang kontinuierlich steigern. Doch die Funktechnik stößt hier an ihre physikalischen Grenzen. Die Funkfrequenzen sind limitiert und viele sind schon belegt. Mit dem Wechsel von langsam schwingenden Radiowellen zum schnell schwingenden Laserlicht sollen diese Engpässe umgangen und größere Datenmengen in Zukunft transportiert werden. Das Laser Communication Terminal (LCT) ist eine schwäbische Antwort auf dieses Problem.
Das vom DLR geförderte Projekt wurde bei der Firma Tesat in Backnang bei Stuttgart entwickelt und gebaut. Nachdem es auf dem deutschen Erdbeobachtungssatelliten TerraSAR-X erstmals 2008 gelang mittels eines LCT Daten mit dem amerikanischen Satelliten NFIRE über eine Distanz von 5.000 Kilometern mit einer Datenrate von 5,6 Gigabits pro Sekunde (Gbps) auszutauschen - eine Datenmenge, die der Übertragung von 200.000 DIN A4 Telefonseiten oder 400 DVDs pro Stunde entspricht - könnte das System auch bald auf einem japanischen Datenrelais-Satelliten zum Einsatz kommen. "Das wäre für uns ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Kommerzialisierung und damit ein wichtiger nächster Schritt zur späteren Marktakzeptanz", sagte Eva-Maria Aicher, zuständig für Institutionelle Beziehungen bei der Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG.