Heute ist der erste Flugtag der 8. Parabelflugkampagne! Breits um 6 Uhr trifft die Crew dafür die Vorbereitungen. Dazu gehören auch das Prüfen der Wetterverhältnisse in den möglichen Fluggebieten und das Anmelden bei der Flugsicherung. Um die gleiche Zeit beginnen auch einige Wissenschaftler mit den letzten Vorarbeiten für die Experimente. Langsam füllt sich der Terminal.
Rund zwei Stunden später sind alle Parabelflieger eingetroffen und haben ihre blauen Fluganzüge angelegt. Jetzt stehen die allerletzten Vorbereitungen auf dem Plan: Die Mediziner legen ihren Versuchspersonen so genannte Venenzugänge am Arm.
Mit diesen Kanülen wird ihnen während des Fluges Blut abgenommen. Die Biologen um Dr. Braun setzen rund 1800 Pflanzenkeimlinge in ihre Versuchsapparatur und die Tempus-Gruppe führt eine letzte Kontrolle ihrer Anlage durch.
Während all dieser Aktivitäten geht plötzlich eine Zeitung durch die Reihen: Eine bekannte deutsche Boulevardzeitung hat einen großen Bericht über den Parabelflug veröffentlicht. Es wird geflachst, aber ein bisschen stolz ist man schon auf diese Popularität.
Pünktlich um 8.30 Uhr wird den Mitfliegenden ein Medikament gegen Reisekrankheit angeboten. Anschließend begeben sich alle zum Flugzeug und nehmen ihre Plätze ein.
Exakt um 9 Uhr wird die Tür des Airbus geschlossen und die Maschine in eine Warteposition auf dem Vorfeld geschoben. Hier prüft die Crew noch einmal alle Funktionen des Flugzeugs und lässt die Turbinen an. Dann rollt die Maschine zur Startbahn und donnert in Richtung Nordsee davon.
Sobald die Anschnallzeichen an Bord erloschen sind, gehen die Wissenschaftler zu ihren Experimenten und bereiten sie für die Parabeln vor. Die Geräte werden eingeschaltet und die Testpersonen nehmen ihre Position ein.
Dann ist es so weit. Aus den Lautsprechern erklingt die Stimme von Kapitän Le Barzic: "One minute " thirty seconds " twenty seconds "ten " five " three, two, one "pull up".
Es beginnt die Phase mit doppelter Erdanziehungskraft, während das Flugzeug steil nach oben steigt. "Thirty", tönt es aus den Lautsprechern. Das heißt, dass das Flugzeug jetzt einen Winkel von dreißig Grad erreicht hat. "Fourty". Die Spannung steigt. "Injection!" Das ist das Stichwort, auf das alle gewartet haben. Der Airbus befindet sich jetzt in einem 47 Grad-Winkel, die Phase der Schwerelosigkeit hat begonnen!
Ein überraschtes Lachen erklingt in der Kabine. Das Grinsen auf einigen Gesichtern scheint nur operativ wieder entfernt werden zu können. Etwa 22 Sekunden lang haben die Wissenschaftler nun Zeit, ihre Experimente in Schwerelosigkeit durchzuführen. Blutproben werden genommen, Reaktionstests durchgeführt und flüssige Metalle zum Schweben gebracht. Alle arbeiten sehr konzentriert. Ein erneutes Knistern in den Lautsprechern: "Twenty", tönt es, "thirty ... pull out".
Für etwa 20 Sekunden herrscht nun wieder die Phase der doppelten Erdanziehungskraft, bis der A300 ZERO-G eine horizontale Fluglage erreicht. In dieser Zeit der Überschwere, in der alle zu Boden gedrückt werden, vermeiden die Insassen unnötige Körperbewegungen. Vor allem den Kopf halten sie ruhig, um Übelkeit vorzubeugen.
Dann erklingt ein Zischen, als Luft durch die Klimaanlage einströmt. An diesem akustischen Signal erkennen die Parabelflieger, dass jetzt wieder "normale", also einfache Erdanziehungskraft herrscht.
Es folgen zwei Minuten, in denen der Airbus in waagerechter Position fliegt. Die erste Parabel dient der Crew zur Eingewöhnung. Dann folgen sechs Serien von jeweils fünf Parabeln.
Nach der 31. Parabel werden die Experimentanlagen abgeschaltet und die Wissenschaftler kehren zu ihren Sitzen zurück. Die meisten sind sehr müde. Einige verschlafen sogar den Rückflug nach Köln, andere verarbeiten im Geist die aufregenden Erlebnisse.
Um 13.30 landet der Airbus nach erfolgreichem Flug am Köln Bonn Airport. Dort erwarten ihn bereits die zurück gebliebenen Teammitglieder und nehmen ihre Kollegen in Empfang.
Glückliche Parabelflieger steigen aus dem A300 ZERO-G und berichten teilweise noch auf dem Vorfeld von ihren Erfahrungen. "Besonders aufregend war die Phase zwischen doppelter Erdanziehungskraft und Schwerelosigkeit", sagt David Calibe aus der Gruppe von Prof. Piel und Prof. Melzer. "Erst etwa nach der dritten Parabel gewöhnt sich der Körper an den schnellen Wechsel der Schwerkraft. Die Schwerelosigkeit ist angenehm, aber irreal, fast wie im Traum. Doch durch die Arbeit ist man auch stark abgelenkt." Sein Team untersucht staubige Plasmen in Schwerelosigkeit. Ein Plasma ist ein ionisiertes Gas und der Stoff, aus dem Blitze und Nordlichter sind. Auch im Haushalt findet es Verwendung: in Energiesparlampen und Plasmabildschirmen.
Die Forscher streben nun alle dem Terminal West zu. Nach dem anstrengenden Vormittag stärken sich erst einmal alle mit einer kräftigen Mahlzeit.
Um 14 Uhr findet eine allgemeine Nachbesprechung statt, auf der jedes Team über den Verlauf seines Experiments berichtet. Alle konnten erfolgreich durchgeführt werden. Anschließend beginnen die Wissenschaftsteams mit der Analyse ihrer Versuchsergebnisse und werten erste Daten aus.
Bis spät in den Abend bereiten sie ihre Geräte für den nächsten Flug vor, dann können sie sich nach einem ereignisreichen Tag endlich zur Ruhe begeben.