Heute steht alles im Zeichen des Airbus A300 ZERO-G: Der Parabelflieger soll auf dem Köln Bonn Airport eintreffen. Er ist der dritte jemals gebaute Airbus und wird seit 1997 von der französischen Firma Novespace für Schwerelosigkeitsflüge eingesetzt. Allein für das DLR hat der A300 bereits über 700 Parabeln geflogen.
Für die extrem schwierigen Flugmanöver wurde die Struktur der Maschine nicht verändert. Um Platz für Experimente zu schaffen, hat man die Passagierkabine jedoch bis auf 50 Sitze hinter dem Cockpit und im Heck leer geräumt. So steht den Wissenschaftlern für ihre Untersuchungen ein Raum von etwa 100 Quadratmetern zur Verfügung.
Vorbereitungen laufen weiter
Der Morgen beginnt erneut mit dem Abladen und dem Aufbau weiterer Versuchsanlagen. Die Gruppe um Prof. Jürgen Blum von der Technischen Universität Braunschweig arbeitet an ihrem Experiment zur Physik der Planetenentstehung.
Durch Bestrahlung mit intensivem Licht beeinflusst sie gezielt in einem Gas schwebende Staubpartikel und daraus gebildete Agglomerate ("Klümpchen"). Die Wissenschaftler tragen bei ihren Vorbereitungen eine Atemschutzmaske. Das sieht gefährlich aus, dient aber nur dazu, die Lungen vor dem feinen Experiment-Staub zu schützen.
Die Gruppe um Prof. Dieter Felsenberg von der Charité Berlin widmet sich in der Zeit ihrer so genannten Unterdrucktonne, der LBNP (Lower Body Negative Pressure Device). Mit diesem Gerät wird das Herz-Kreislauf-System des Menschen stimuliert. Bei dieser Parabelflug-Kampagne wird es erstmalig mit "GALILEO-Space" verbunden, einem Vibrationsgerät zur Stärkung der Muskulatur und Knochen. Bei erfolgreichem Test könnten die Trainingsgeräte einzeln oder zusammen auf der Internationalen Raumstation (ISS) oder bei Langzeit-Weltraum-Missionen eingesetzt werden.
Auch den Menschen auf der Erde nützt das Experiment. Denn es hilft, wirksame Behandlungsmethoden im Kampf gegen Muskelabbau und Osteoporose und ihre negativen Begleiterscheinungen zu entwickeln. Um GALILEO-Space zu justieren, kriecht einer der Wissenschaftler bäuchlings mit dem Kopf voran in die silberne Zylinderform der LBNP.
Benutzt wird das Gerät jedoch genau anders herum: Die Tonne umschließt den Unterkörper der Versuchsperson, während der Oberkörper frei bleibt.
Weitere Wissenschaftler treffen nach und nach ein, darunter auch das Team von Dr. Stefan Schneider von der Sporthochschule Köln. Während der Parabelflüge untersucht es den Einfluss der Schwerkraft auf das Zusammenspiel von Muskel- und Nervensystem.
Ankunft des A300 ZERO-G
Gegen 10.30 Uhr unterbrechen die meisten ihre Arbeit und begeben sich zum Rollfeld, denn jetzt soll der Airbus in Köln landen. Immer mehr Menschen gehen hinaus, um die Ankunft "ihres" Parabelfliegers mitzuerleben und das ein oder andere Foto zu schießen. Die Spannung steigt.
Dann kommt die beunruhigende Nachricht: Ein Streik in Frankreich hätte um ein Haar den Start des A300 ZERO-G verhindert. Doch Gilles le Barzic, der erfahrene Pilot, hat seine Maschine wohl gerade noch rechtzeitig in die Luft bekommen.
Und tatsächlich: Um 10.45 Uhr schwebt er ein. Zunächst nur ein kleiner Punkt am Horizont wird der Umriss des Fliegers schnell größer. Schon von weitem sind die bunten Streifen am Heck des A300 zu sehen. Das Landemanöver gelingt perfekt. Anschließend rollt der Airbus, geleitet von einem Lotsenfahrzeugen, behutsam vor die wartende Menschenmenge am Terminal West.
Einbau der Forschungsanlagen in den Flieger
Ab 14 Uhr verladen Wissenschaftler und Flughafenarbeiter die aufgebauten Forschungsanlagen in die noch leere Kabine des Airbus. Fußboden, Wände und Kabinendecke sind mit Schaumstoffmatten ausgelegt, um später Mensch und Material bei den Parabelmanövern zu schützen.
Wieder sind Muskelkraft und Fingerspitzengefühl gefragt, um die schweren und empfindlichen Anlagen in die richtige Position zu bringen. Dabei muss das ganze Team mit anfassen.
Steht die Apparatur erst mal an ihrem Platz, wird sie mit speziellen Schrauben am Boden der Kabine befestigt. Ansonsten würden die zum Teil 200 Kilo schweren Anlagen in der Schwerelosigkeitsphase des Parabelfluges anfangen zu schweben, um in der darauf folgenden Phase mit fast doppelter Schwerkraft mit der ganzen Wucht ihres Gewichtes nach unten zu fallen.