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Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum kommandiert Kleinsatellit mit Software der nächsten Generation via Cubesat Space Protokoll

Kommandozentrale des Cubesat PIXL-I
Ingenieure des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums bei der Kommandierung des DLR-eigenen Cubesats PIXL-I mit Hilfe des neuen europäischen Betriebssystem EGS-CC.

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem sonnigen Tag in einem Café, mit einem Kaffee in der Hand, und warten ungeduldig auf eine Antwort auf eine Nachricht, die Sie soeben mit ihrem neuen Smartphone verschickt haben. Die Minuten vergehen langsam, und jeder Moment der Erwartung scheint sich zu dehnen. Diese alltägliche Erfahrung des Wartens auf eine Antwort dient als Vergleich für das gespannte Warten auf die erste Kommunikation zwischen dem Cubesat PIXL-I und dem Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) des DLR in Oberpfaffenhofen. Diese Kommunikation lief über das Cubesat Space Protocol (CSP), ein spezielles Übertragungsprotokoll auf Netzwerkebene für Kleinsatelliten, und dem in der Entwicklung befindlichen, neuen europäische Betriebssystem für die Raumfahrt, EGS-CC (European Ground Systems Common Core).

In dem Moment, als wir uns im Halbdunkel um die Konsolen im Hauptkontrollraum unseres Kontrollzentrums versammelten, herrschte eine konzentrierte Stimmung. Die Bildschirme zeigten die Telemetriedaten des Cubesats, und wir warteten auf den richtigen Zeitpunkt, um unsere Kommandos zu senden.

Zusammenarbeit und Entwicklung im europäischen Kontext

Bis zu diesem entscheidenden Moment war es ein langer und intensiver Entwicklungsprozess. EGS-CC musste umfangreich angepasst werden, um den speziellen Anforderungen dieser Aufgabe gerecht zu werden. Standardmodule, die den europäischen Normen für Satellitenkommunikation entsprachen, wurden durch satellitenspezifische Telemetrie- und Telekommandodatenbanken sowie Protokolle ersetzt. Dieser Prozess wurde von einer sorgfältigen Testreihe flankiert, um die einwandfreie Funktionsweise des Systems zu garantieren. Ein entscheidender Erfolgsfaktor war dabei die herausragende Zusammenarbeit mit der ESA und der EGS-CC Community. Der intensive Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie die gemeinschaftliche Anstrengung haben maßgeblich zur erfolgreichen Anpassung und Implementierung von EGS-CC beigetragen und verdeutlichen den hohen Stellenwert der Kollaboration in der Entwicklung fortschrittlicher Raumfahrttechnologien.

Wir warteten geduldig auf den optimalen Zeitpunkt, um unser Kommando zu senden, jeder von uns fokussiert auf die Aufgabe vor uns. Mit einem entschiedenen Klick wurde die Nachricht schließlich über das CSP-Protokoll und einer Ultrahochfrequenz-Antenne in den Raum gesendet, ein einfacher Akt, der dennoch das Ergebnis monatelanger Vorbereitung und Anstrengung darstellte. Die Sekunden nach dem Senden des Kommandos waren gefüllt mit einer Mischung aus Anspannung und Hoffnung, während wir auf die ersten Rückmeldungen warteten. Als die Bestätigung eintraf, dass unsere Botschaft nicht nur empfangen, sondern die Kommandierung erfolgreich umgesetzt wurde, breitete sich eine Welle der Erleichterung und Freude unter dem Team aus.

EGS-CC: Modularität erweitert das Spektrum steuerbarer Systeme

Dieser Erfolg stellte nicht nur einen bedeutenden Meilenstein für unser Projekt dar, einen Satelliten über EGS-CC und dem Cubesat Space Protokoll (CSP) zu kommandieren, sondern markierte auch einen entscheidenden Fortschritt in unserer übergeordneten Mission. EGS-CC soll am GSOC nicht nur als Kommandosystem für Satelliten, die europäischen Standards genügen, dienen, sondern auch für solche mit eigenen, spezifischen Protokollen und Datenbanken. Darüber hinaus ist die Anwendung von EGS-CC für Kommandosysteme in der astronautischen Raumfahrt, wie beispielsweise für das neue Betriebssystem MCS-R für den Betrieb des europäischen Columbus-Moduls der Internationalen Raumstation ISS, sowie in Testumgebungen wie der Mondanalog-Anlage LUNA beim DLR am Standort Köln-Porz vorgesehen. Diese Erweiterung unterstreicht das Potenzial von EGS-CC, ein vielseitiges und umfassendes Werkzeug für eine breite Palette von Raumfahrtanwendungen zu werden.

Die Freude und das kollektive Aufatmen im Kontrollraum waren deutlich zu spüren. Auch unsere Abteilungsleitung, Steffen Zimmermann, teilte diese Freude: „Es war ein großer und wichtiger Schritt, aber viele weitere müssen folgen.“ Er hat recht, und wir werden auch in Zukunft weiter darüber berichten...