Die Impulsaustauschmechanismen in einer turbulenten Grenzschichtströmung beinhalten mannigfaltige zeitliche und räumliche Skalen und sind von der Organisation selbsterhaltender kohärenter Strukturen beherrscht, die von dem “Entrainment” hochenergetischer Außenströmung angetrieben wird. Generische Strömungsstrukturen wie haarnadel-artige Wirbel und spannweitig alternierende wandgebundene Streifen hoher und niedriger Strömungsgeschwindigkeit wurden mit numerischen und experimentellen Mitteln z.B. mit Hilfe von DNS oder PIV beobachtet und ausgiebig analysiert. In vielen Studien wurde die Rolle dieser Strukturen für den spannweitigen und wandnormalen Strömungsaustausch meistens in einem Eulerschen Referenzrahmen hervorgehoben. Aber für ein volles Verständnis des Impulsaustausches in turbulenten Grenzschichten wäre ein Schritt in Richtung eines räumlich aufgelösten Lagrangeschen Referenzrahmens vorteilhaft. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen wurde in einer Kooperation von TU Delft, LaVision und DLR ein zeitaufgelöstes Tomo-PIV-Experiment geplant und in einem Wasserkanal an der TU Delft durchgeführt. Die Daten, die aus dieser Anwendnung des zeitaufgelösten Tomo-PIV-Verfahrens in einer turbulenten Grenzschicht bei Re ~ 2460 erzielt wurden, ermöglichten erstmals eine topologische Untersuchung der Strömungsstrukturen und der zugehörigen Partikelbewegungen innerhalb eines zeitlich und räumlich sehr hochaufgelösten Lagrangeschen und Eulerschen Referenzrahmens. In Abbildung 2 und der Animation ist ein momentanes 3D-3C-Geschwindigkeitsvektorvolumen aus einer 1 KHz Zeitreihe gezeigt, bei der ausgesuchte Vektorebenen und 3D-Iso-Konturflächen der Wirbelstärke die Strukturverteilungen wiedergeben. In Abbildung 3 ist eine Vergrößerung in ein Gebiet mit mehreren Partikeltrajektorien gegeben, die die Bewegung und Beschleunigung von einzelnen Fluidelementen in einem Lagrangeschen Referenzrahmen zeigen.